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No Mow May. Sinn oder Unsinn?

Foto von Kristine Cinate auf Unsplash

Der Mai ist da und damit auch zahlreiche Postings und Beiträge in Zeitschriften und in den Sozialen Medien, die den „No Mow May“, also den mähfreien Monat Mai propagieren. Warum soll denn auf das Mähen im Mai verzichtet werden? Von vielen Seiten wird der mähfreie Monat Mai postuliert und behauptet, viele Pflanzen und Tiere würden von diesem Schritt profitieren und die Biodiversität ganz automatisch steigen. Verwandelt sich deshalb gleich monotoner Rasen in eine ökologisch wertvolle Wiese? Ganz so einfach ist das leider nicht.

Ursprung dieser Aktion

Dazu muss man wissen, dass „No Mow May“ (auf Deutsch: Mähfreier Mai) eine Aktion der britischen Naturschutzorganisation namens Plantlife ist. Ihr Ziel ist, es wilde Pflanzen, Pilze und Lebensräume zu schützen und zu erhalten (Plantlife, 2024). Daraus ist auch der mähfreie Mai entstanden. Das Ziel hierbei ist es, Wiesen zu erhalten und auf ihr Potenzial als Lebensraum aufmerksam zu machen. Durch den Verzicht auf das Mähen sollen wilde Blühpflanzen wachsen und blühen können. Besonders im Frühling sind diese Wildpflanzen extrem wichtig für viele Insekten wie Schmetterlinge und Wildbienen, denn sie liefern einen großen Teil der ersten Nahrung. Wird der Rasen regelmäßig gemäht, können diese Pflanzen die Blüte nicht erreichen. Da die meisten wilden Blühpflanzen im Mai – in Großbritannien (!) – in voller Blüte stehen, ist die Idee des „No Mow May“ entstanden. Dort mag dieser mähfreie Mai sinnvoll sein, in unserer Zone hingegen schon wieder weniger.

Wenn man an einen Rasen denkt, erscheint direkt das Idealbild einer einheitlich deckenden und sattgrünen Rasenfläche. Eine Fläche, die von Gräsern dominiert wird und ohne jegliches „Unkraut“ ist – eine ökologische Wüste mit wenig Biodiversität. Nur den Rasen einen Monat wachsen zu lassen, wird nicht zu einer schönen Wiese führen, die Nachbarn oder Insekten bewundern werden. Wenn man die Rasen- oder Wiesenfläche nicht aktiv verwaltet oder in irgendeiner Weise gestaltet, wird daraus kein Hort der Biodiversität, denn es fehlen schlicht die wertvollen Samen in den grünen Monokulturen.

Zum ökologischen Gärtnern ist ein Umdenken nötig

Wichtig wäre es sich überhaupt Gedanken über die Notwendigkeit von Rasenflächen bzw. über deren Ausmaß im Garten zu machen. Denn Rasenflächen sind nicht nur extrem viel Arbeit: Düngen, Gießen, Unkrautvernichter, Rasenmähen, Vertikutieren – und die ganze Zeit und Anstrengung. Auch im Hinblick auf Pflanzenvielfalt hat ein Rasen echt wenig zu bieten. Es wachsen überwiegend Gräser, die eine geschlossene Bodendecke bilden.

Eine Wiese dagegen ist geprägt von Biodiversität. Es wachsen zahlreiche verschiedene Pflanzen: wilde Kräuter, Blumen und Gräser. Im Laufe des Jahres verändert sich eine Wiese, und es wachsen je nach Saison unterschiedliche Pflanzen. Aus diesem Grund liefert eine Wiese verschiedene Lebensräume und auch Nahrung für Insekten: Bienen, Hummeln, Schwebfliegen, Motten, Schmetterlinge, Wanzen und Käfer finden so Nahrung und einen Zufluchtsort.

Der große Unterschied zwischen einer Wiese und einem Rasen ist die Nutzungsintensität. In der Landwirtschaft differenziert man hier zwischen extensiver und intensiver Nutzung. Ein Rasen wird intensiv genutzt, denn er wird häufig gemäht und ist sehr arbeitsintensiv. Ein häufiger Schnitt fördert konkurrenzstarke, niedrig wachsende Gräser, die eine dichte Bodendecke bilden. Das hat den Vorteil, dass eine gleichmäßige, immergrüne und schön begehbare Rasenfläche entsteht – auf jeden Fall sinnvoll für Sport- und Spielplätze. Für die meisten Gärten eignet sich jedoch eine Wiese besser. Im Hinblick auf schwindende Lebensräume und den Rückgang der Arten ist es wichtig, vorhandene Flächen so zu gestalten, dass auch heimische Tiere und Pflanzen etwas davon haben. Zudem hast du den Vorteil, weniger Arbeit zu haben.

Foto von Lukas Gächter auf Unsplash

Blumenwiese anlegen

So werden aus Rasenflächen biodiverse Wiesen, die einen hohen ökologischen Wert haben und zudem seltene Lebensräume geworden sind. Mit ein paar Maßnahmen kannst du zur Erhaltung der Biodiversität beitragen und der Natur in deiner Region eine Freude machen:

Blumenrasen: weniger Arbeit und mehr Nahrung für Tiere

Wenn ein bestehender Gebrauchsrasen nicht mehr gedüngt, gespritzt und bewässert und nur mehr 5 bis 7 Mal pro Jahr gemäht wird, können sich Wildblumen nach und nach im Rasen ansiedeln. So kann ein Blumenrasen entstehen. Schneller geht es, wenn Teile der Grasnarbe entfernt und Wildblumensamen oder –jungpflanzen ausgesät oder eingepflanzt werden. Gänseblümchen, Günsel, Ehrenpreis und viele andere Pflanzen des Blumenrasens bieten mit ihren Blüten Nahrung für Schmetterlinge, Bienen und andere Insekten.

Je nach Nutzung mähen

Rasenflächen, auf denen Kinder spielen, können häufiger gemäht werden, in anderen Bereichen reicht in der Regel eine monatliche Mahd. Große Gärten eignen sich für die Anlage einer Blumenwiese, die nur ein- bis zweimal jährlich gemäht wird. Ein durch die Wiese gemähter Weg ermöglicht es, diese bequem zu durchqueren und zu nutzen. Davon profitieren auch sogenannte „Stochervögel“ wie Grünspecht, Amseln oder Stare… sie suchen ihre Nahrung in kurzflorigen Rasenflächen. Besonders Schmetterlingen hilft man, wenn im Herbst ein kleiner Bereich des Gartens ungemäht bleibt, damit dort Schmetterlingsraupen und –puppen überwintern können.

Mähen in Etappen

Insekten und Kleintiere haben oft keine Chance, eine Mahd mit dem Rasenmäher zu überleben. Aus diesem Grund sollte gemäht werden, wenn wenig Insekten unterwegs sind, zum Beispiel an kühlen und bedeckten Tagen oder am Abend. Das Mähen mit Sense, Handmäher und Grasschere überleben Schmetterlinge, Bienen und Heuschrecken eher als eine Mahd mit Rasenmäher oder Motorsense. Wichtig ist in jedem Fall, nicht die ganze Fläche auf einmal zu mähen, damit den Tieren eine Rückzugsfläche bleibt. Auch soll nicht zu tief gemäht werden. Das Schnittgut sollte 2 bis 3 Tage auf der Fläche verbleiben, damit die Samen ausfallen und Tiere sich zurückziehen können. Danach muss es aber entfernt und kompostiert oder verfüttert werden.

Die richtigen Samen für deine Blumenwiese

Wenn du eine Blumenwiese anlegen möchtest, solltest du das Saatgut immer passend zum Standort und den Bodenverhältnissen auswählen. Wenn du eine Fläche nur kurzfristig in eine Blumenwiese verwandeln möchtest, reicht ein gängiges Saatgut mit einer einjährigen Mischung. Diese Samen für Blumenwiesen enthalten viele Ackerblumen, die nur im ersten Jahr richtig aufblühen. Möchtest du in deinem Garten eine Blumenwiese etablieren, die dir und vielen Insekten dauerhaft Blütenreichtum beschert? Dann achte beim Saatgut auf eine Mischung aus heimischen und standortgerechten Wiesenblumen und Gräsern, die zu einem großen Anteil ausdauernd sprich mehrjährig sind.


Auf jeden Fall bietet der „mähfreie Monat Mai“ die gute Gelegenheit, sich Gedanken zum Rasen generell zu machen. Einfache und schnelle Lösungen hingegen, die diese Aktion verspricht, gibt es nicht. Aber wer will, findet viel Information dazu im Internet. Zur Anlage einer Blühwiese findest du etwa Information auf der Seite von „Natur im Garten“ im Serviceteil: Link

Beitragsfoto: von Kristine Cinate auf Unsplash

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