Die Gestaltung von Staudenwiesen hat sich zu einem faszinierenden Gartentrend entwickelt, der unter verschiedenen Bezeichnungen wie „Meadowscaping“, „The New American Garden“, „The New Perennial Movement“ und „The Dutch Wave“ und hierzulande unter „Naturalistischer Garten“, „Neue Staudenbewegung“ oder „The New German Style“ bekannt ist. Alle diese Begriffe beziehen sich auf die Nachbildung des Aussehens und der Atmosphäre einer Prärie, einer Steppe oder Wiesenlandschaft durch die Bepflanzung großer Flächen mit sonnenliebenden Stauden, deren Erscheinungsbild sich mit den Jahreszeiten verändert. Dieser Stil entstand in den 1980er Jahren in Holland und Deutschland und hat sich sowohl in Europa als auch in den USA zu einer beliebten Alternative zu ressourcenintensiven Rasenflächen oder aufwändigen, arbeitsintensiven Staudenbeeten entwickelt.
Prärie- und Steppenlandschaften zeichnen sich durch weitläufige Grasflächen und Stauden aus, die für Farben, Texturen und ganzjähriges Interesse sorgen. Sie bieten einen Lebensraum für Bienen, Schmetterlinge, Vögel und andere Wildtiere. Staudenwiesen, eine moderne Interpretation von Prärien, sind lebende Kunstwerke, die die Natur nachahmen oder sich von ihr inspirieren lassen. Im Gegensatz zu Cottage-Gärten mit einzelnen Pflanzen umfassen Staudenwiesen große Flächen mit Stauden und Ziergräsern, die sich im Wind wiegen.

Die Ästhetik der Prärie
Die Prärien des Mittleren Westens zeichnen sich durch ihre Schönheit aus, die von einer Vielzahl an Wildblumen geprägt wird. Diese blühenden Pflanzen bilden zwischen den hohen Gräsern einen farbenfrohen Teppich. Präriepflanzen wie Sonnenhut, Rudbeckia, Seidenpflanze und Goldrute bieten nicht nur einen optischen Reiz, sondern dienen auch als Nektar- und Pollenquelle für Schmetterlinge, Bienen und andere Insekten. In Kombination mit Gräsern wie Blaugras und Prärie-Tropfengras entsteht ein interessanter Texturkontrast.
Überlege dir, einen Teil deines sonnigen Rasens zu reduzieren und durch Gruppen von drei, fünf oder sieben gleichartigen Stauden zu ersetzen, die in geschwungenen Linien angeordnet sind. Kugelförmige Gräser wie Prärie-Tropfengras bilden einen optischen Kontrast zu aufrechten Pflanzen wie Kandelaber-Ehrenpreis (Veronicastrum), Knollige Seidenpflanze (Asclepias tuberosa) und Scheinaster (Vernonia). Für eine Prärie-Wiese kannst du einheimische und auch nicht-einheimische Stauden verwenden, die Bestäuber anlocken, wie verschiedene Allium-Sorten und Calamintha nepeta (Katzenminze), die über mehrere Wochen hinweg den ganzen Sommer über blühen.
Ursprung des „New German Style“
Der „New German Style“ basiert auf der Gartentheorie von Richard Hansen (1912–2001) und ist von Karl Foerster (1874–1970) inspiriert. Beide Experten befassten sich im Kern mit der Frage, welche Pflanzen mit vergleichbaren Standortansprüchen harmonisch miteinander kombiniert werden können. In diesem Sinne kombinierten sie Stauden, Ziergräser und Gehölze miteinander und legten damit die Grundlage des New German Style.
Die Bezeichnung „New German Style“ stammt von britischen Gartenplanern, die die analytische Vorgehensweise zur Vergesellschaftung von Pflanzen als typisch deutsch einstuften. Anfang der 1990er-Jahre bereisten britische Gartenplaner Deutschland, um innovative Gartenideen zu finden. Dabei stießen sie unter anderem im Schau- und Sichtungsgarten Hermannshof in Weinheim und im Münchner Westpark auf Bepflanzungen, die ungewöhnlich wild erscheinende Pflanzen-Vergesellschaftungen zeigten. Diese scheinbar zufälligen Bepflanzungen waren jedoch mit Bedacht, Sorgfalt und Präzision geplant und umgesetzt worden. Die Briten waren von den lockeren und unkonventionelle Pflanzenkombination begeistert. Sie prägten den Begriff des „New German Styles“, der sich bis heute gehalten hat.
Pflanzungen im „New German Style“ sind pflegeleicht und bedürfen nur in der Anfangsphase einer recht intensiven Pflege. Sie müssen die Stauden regelmäßig gießen, Unkraut jäten und für den Rückschnitt sorgen. Nach vier bis fünf Jahren ist der Garten eingewachsen und ein einziger Rückschnitt im Frühjahr reicht aus. Die geringen Folgekosten für die Pflege waren auch der Grund für die rasche Verbreitung dieser Art der Staudenpflanzungen gerade im öffentlichen Bereich, in Städten und Gemeinden.

Fazit
Der „New German Style“ zeichnet sich durch seine Unabhängigkeit von festen Regeln oder Formen aus, wie es beispielsweise in einem Bauerngarten der Fall ist. Hobbygärtner haben daher die Freiheit, ihre Ideen in jeder gewünschten Form zu verwirklichen. Ein zentrales Element dieses Gartenstils ist die naturnahe Pflanz- und Gartengestaltung mit Stauden. Dabei steht jedoch nicht die einzelne Pflanze im Vordergrund, sondern die Kombination zu Pflanzengesellschaften und deren harmonisches Zusammenspiel. Das zentrale Gestaltungsprinzip dieses Stils sieht vor, dass die Pflanzenauswahl sich nach den vorhandenen Gegebenheiten richtet. Kombiniere Stauden mit ähnlichen Standortansprüchen und achte auf eine vielfältige Pflanzenauswahl. So entstehen in deinem Garten besonders abwechslungsreiche Staudenbeete, die zu jeder Jahreszeit etwas fürs Auge bieten und wertvollen Lebensraum für Insekten und Kleintiere schaffen.
Beitragsbild: Staudenpflanzung von Joachim Hegmann © Joachim Hegmann